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„Menschen mit Demenz gehören in unsere Mitte“

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Brigitta Schröder Interview BlickwechselBrigitta Schröder lerne ich im Februar auf der Einweihungsfeier der Memory-Station im Krankenhaus Gesundbrunnen in Hofgeismar kennen: Sie hält dort die Festrede. Leider ist es nach dem offiziellen Teil nicht möglich, zu ihr vor zu dringen, denn sie wird von vielen Leuten umringt. Im Vorbeigehen sagt sie ganz schnell den Satz: „Ich bin beeindruckt von ihrem Chor, den kraftvollen Stimmen und der Ausstrahlung“ und drückt meine Hand. „Schade“, denke ich, dass wir keine Gelegenheit hatten, uns näher kennen zu lernen.Brigitta Schröder, fast achtzig Jahre alt, sitzt in der ersten Reihe, in Diakonissen-Tracht, und filmt den Seniorenchor Körbecke mit dem Tablet. Wer da wohl wen mehr beeindruckt hat?
In Münster verabreden wir uns zu einem Gespräch. Ihr Buch „Blickrichtungswechsel“ ist bei den Kulturgeragogen, aber auch bei den Geriatern längst bekannt. Beide erzählen wir uns über den Blickrichtungswechsel aus unserem jeweiligen Fach.
Umschlag von "Blickrichtungswechsel"Ich erfahre, dass Brigitta ihre Freundin Martha nach ihrem Schlaganfall und während ihrer Demenz bis zu ihrem Tod begleitet und gepflegt hat. In dieser Zeit hat sie eine neue Sicht (Blickrichtungswechsel) auf den Umgang mit Menschen mit Demenz bekommen. Sie ist der Meinung: „Menschen mit Demenz gehören in unsere Mitte.“ Es geht nicht nur darum, dass der Mensch allein durch Funktionalität (satt, sauber, still) am Leben erhalten wird, sondern ihm mit einer der wichtigsten Komponenten begegnet wird, nämlich der ZEIT. „Wer sich Zeit nimmt, gewinnt Zeit“ ist ihre Erkenntnis. Das Prinzip der Ganzheitlichkeit bedeutet einen enormen Zugewinn für beide Seiten. Damit sind neben der Zeit die Zuwendung und die Zärtlichkeit die Säulen, die die Qualität im Miteinander ausmachen.
„Der wesentlichste Grundpfeiler, um Menschen mit Demenz achtsam begleiten zu können, ist jedoch die Selbstliebe“, sagt Brigitta Schröder. Insgesamt sind es folgende Punkte, die den Umgang mit sich selbst ausmachen:
1. Selbsterkenntnis – Lebenslauf reflektieren
2. Selbstwahrnehmung – Gefühle aufspüren
3. Selbstsorge – Psychohygiene einüben
4. Selbstreflexion – Existenzielle Fragen erörtern
5. Selbstliebe – Blickrichtungswechsel leben
Und sie sagt noch einen wichtigen Satz: „Bei einem Alltagsbegleiter muss man als allererstes sein Selbstwertgefühl stärken.“ Wollen wir hoffen, dass die Menschen gut für sich Sorge tragen, die sich auf diese Aufgabe einlassen und sich entsprechend ausbilden lassen. Brigitta Schröders Bücher sind mit Sicherheit eine große Hilfe dabei.
Brigitta Schröder wurde 1935 in der Schweiz geboren, ist ausgebildete Krankenschwester und gehört der Diakonissen-Schwesternschaft Neumünster an. Sie ist Supervisorin DGSv, sowie Lebens- und Trauerbegleiterin. Sie bildet Alltagsbegleiter aus und spielt in ihrer Freizeit im Seniorentheater Dionysos.

Heike Bandner-Wappler, Sommerbreite 14, 34434 Borgentreich-Körbecke, Diplom-Musiklehrerin, Freischaffende Musiklehrerin, Gründerin der „Klangwerkstatt“, Chorleiterin, Instrumentallehrerin, Musikgeragogin, angehende Kulturgeragogin, Teilnehmerin an der Weiterbildung „Kulturgeragogik“ an der Fachhochschule Münster bei Prof. Hans Hermann Wickel und Kim de Groote


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